Karl-Heinz Rummenigge glaubt im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass Borussia Dortmund den FC Bayern im Topspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gefährden kann. „Wenn man sämtliche Kader der Bundesliga betrachtet, besitzt Bayern München den stärksten und Dortmund den zweitstärksten Kader. Aber mit den über 80.000 Menschen im Stadion ist viel möglich. Wenn die Stimmung hochkocht, dann kann die einem Profi viel Respekt einflößen. Wenn die Fans auf der Südtribüne loslegen, ist das mit dem Bernabéu von Real Madrid vergleichbar, das habe ich schon am eigenen Leib erlebt“, erklärte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters, der sein Amt vor rund anderthalb Jahren an Oliver Kahn übergeben hat.
Trotzdem sei Bayern der Favorit auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft, erklärte Rummenigge. „Die besten Voraussetzungen hat Bayern München. Der Kader verfügt über die schnellste Offensive in Europa, das sind alles Sprinter. Das wird eine große Aufgabe für die Defensive der Borussia.“
Wenn Bayern München zehnmal Meister wird, fehlt natürlich der letzte Pfiff. Aber Dortmund gibt nicht auf, das imponiert mir
Karl-Heinz Rummenigge
Die Dominanz des FC Bayern in der Bundesliga sieht Karl-Heinz Rummenigge kritisch. „Wenn Bayern München zehnmal Meister wird, fehlt natürlich der letzte Pfiff. Aber Dortmund gibt nicht auf, das imponiert mir. Der Unterschied liegt in der Philosophie. Bayern München hat es in der Regel nicht nötig, Starspieler zu verkaufen, um die Bilanz aufzubessern. In Dortmund wird stattdessen jetzt schon über einen Abgang von Jude Bellingham gesprochen. Der FC Bayern würde einen solchen Spieler nicht verkaufen“, sagte der 67-Jährige.
Der Abstand zum Konkurrenten Borussia Dortmund habe auch aufgrund des BVB-Abgangs von Trainer Jürgen Klopp 2015 zugenommen. „Jürgen Klopp hatte in Dortmund eine Schlüsselposition inne, er hat den Verein zusammengehalten und auf ein neues Niveau gehievt.
Seit seinem Abgang fehlt in Dortmund Konstanz auf der Trainerposition. Edin Terzic traue ich zu, dies zu ändern. Bayern hatte hingegen Trainer wie Jupp Heynckes, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Hansi Flick und jetzt auch Julian Nagelsmann. Der befindet sich noch nicht auf dem Niveau von Pep, das kann er von der Erfahrung her auch noch gar nicht, hat aber sehr großes Talent. Und das möchte ich auch nicht falsch verstanden wissen. Zudem haben wir die Spieler, die wir behalten wollten, behalten und den ein oder anderen Diamanten dazu gekauft“, meinte Karl-Heinz Rummenigge.
In Zukunft, glaubt Rummenigge, könne der deutsche Klassiker auch helfen, den Frauen-Fußball zu vermarkten. „Wachstumspotenzial existiert im Moment eigentlich nur im Mädchen- und Frauenbereich. Wir werden uns verändern müssen. Fußball war ein totaler Machosport. Nun ist uns die Premier League schon wieder ein Stück voraus. Alle Premier-League-Klubs haben auch eine Frauenmannschaft, sie haben viel Geld investiert. England hat die Europameisterschaft gewonnen. Ich weiß, dass Borussia Dortmund sich aus den unteren Ligen nach oben arbeitet. Ein Klub wie der BVB muss sich in der Frauen-Bundesliga engagieren. Wir brauchen die großen Namen. Und wir brauchen ein unabhängiges Management. Der DFB braucht zu lange für Entscheidungen. Die Frauenbundesliga muss sich für die Vermarktung ausgliedern“, sagte Rummenigge in dem Interview.
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